Kirche bei Nacht

Dürre Zweige wurden verbrannt – ein Symbol für ständiges Loslassen und Finden neuer Wege.
Dürre Zweige wurden verbrannt – ein Symbol für ständiges Loslassen und Finden neuer Wege.

Zu einer abendlichen Auszeit der besonderen Art hatte die Pfarrei Ast im Rahmen der 750-Jahrfeier in die Wallfahrtskirche eingeladen. Sie sollte den Besuchern Gelegenheit geben, sich selbst und den Kirchenraum einmal anders, vielleicht bewusster zu erleben. Dunkelheit und Kerzenschein, leise Musik und Stille und geistliche Impulse sprachen jeden persönlich an, mit allen Sinnen dabei zu sein, zur Ruhe zu kommen und sich neu auszurichten.

Die Dunkelheit schärft die Sinne und sensibilisiert die Wahrnehmung. Das erfuhren die Besucher am vergangenen Freitagabend in der “Kirche bei Nacht”. Schon beim Betreten des Gotteshauses umhüllte die Besucher Dunkelheit. Nur ein paar Kerzen wiesen den Weg. Es war eine faszinierende Situation, die eine spirituelle Dimension von Raum, Stille und Dunkelheit ausstrahlte. Durch die Finsternis klang die Stimme von Stephanie Mauerer, die dazu einlud, sich von der Dunkelheit einnehmen zu lassen, sie zu spüren, die Gedanken des Tages zu ordnen und sich auf die Stille im Gotteshaus einzulassen. In der Dunkelheit lerne man, Dinge bewusster zu sehen.

 

Ein zarter Lichtstrahl erfasste dann verschiedene Gegenstände in der Kirche, wie das Altarbild, die Kanzel oder das Taufbecken. Mauerer bat die Kirchenbesucher, sich auf den dunklen Weg zum Altar zu machen, dort eine Kerze anzuzünden und diese bewusst dort abzustellen, verbunden mit einem Gebet für einen anderen Menschen, um ihm seine Sorgen und Nöte abzunehmen. Die entzündeten Lichter erhellten merklich den Altarraum.

 

Vor dem Betreten des Gotteshauses hatte jeder ein kleines dürres Ästchen erhalten. Dies nahmen die Besucher nun in die Hand und sollten die Struktur ertasten. Ein Zweig, dürr, ohne Kraft, ausgetrocknet. Genauso ergehe es dem Menschen im Alltagsleben. Man fühle sich kraftlos. Doch der Mensch bleibe nicht bei dieser Trockenheit stehen. Man müsse zwar die Wüste der Trockenheit überwinden, finde aber dann bei Gott ein Meer der Fülle vor.

 

Die Kirchenbesucher wurden aufgefordert, den dürren Zweig vor dem Taufbecken abzulegen und sich an einen anderen, als von ihnen gewohnten Platz zu setzen. Die Schale wurde dann in den Altarraum getragen, die dürren Äste angezündet und Weihrauch in das Feuer gestreut.

Ständige Bewegung, aber auch innere Ruhe, das spannende Abgeben und Loslassen, um dann einen neuen Weg zu finden und gestärkt wieder hinaus zu gehen, diese Auszeit genossen die Kirchenbesucher.

Text/Foto:Bucher