Unser Friedhof – Ort der Würde, Kultur und Natur

Renate Mühlbauer hat die Kriterien für “Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur” in Ast vorgestellt.
Renate Mühlbauer hat die Kriterien für “Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur” in Ast vorgestellt.

Die Gestaltung der Friedhöfe ist auch dem Wandel der Zeit unterworfen und “geht mit der Mode”. Zurzeit nimmt die Verkiesung der Friedhöfe überhand. Weißer Marmorkies hat Einzug in den Oberpfälzer Friedhöfen gehalten. Verantwortlich für den Wandel ist eine Vielzahl sozialer, kultureller, weltanschaulicher und religiöser Faktoren.

 

Sonderpreis für Ast

>>Mittelbayerische Zeitung, 13.06.2015

 


Friedhöfe sollen ein Ort der Bestattung, des Totengedenkens und des Trostes, aber auch ein Ort der Begegnung sein und dem zutiefst menschlichen Bedürfnis “Trauer” Raum gewähren. Aus diesem Grund wurde in Bayern der landesweite Wettbewerb für 2015 “Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur” ins Leben gerufen, an dem sich auch der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Cham beteiligt. Neben vielen anderen Orten hat sich auch die Pfarrei Ast für diesen Wettbewerb angemeldet.

 

Schon vor 40 Jahren Wettbewerb

 

In der vergangenen Woche traf man sich im Alten Pfarrhof, um von Kreisfachberaterin Renate Mühlbauer wichtige Kriterien zu erfahren. Ruhestandspfarrer Raimund Arnold informierte, dass Ast bereits vor 40 Jahren an diesem Wettbewerb teilgenommen und einen Preis erhalten habe. Arnold erzählte, dass jeder Friedhof ein gesegneter Ort sei. Die Vorfahren hätten den wunderbaren Begriff “Gottesacker” geschaffen. Im christlichen Glauben sei dieser Ort das Tor zum ewigen Leben.

 

Der Friedhof, so die Referentin Renate Mühlbauer, solle der würdigste öffentliche Raum in einem Dorf oder der Stadt sein. Er solle Ort der Stille, des Gedenkens und des Besinnens sein. Weil sich in letzter Zeit die Friedhofskultur sehr geändert habe, wolle man mit dem Wettbewerb die positiven Beispiele der Friedhofsgestaltung herausstellen und Impulse zur Orientierung und Nachahmung geben.

 

Der Wettbewerb richte sich an die Träger kommunaler oder kirchlicher Friedhöfe. Im Mittelpunkt stünden Fragen zur Konzeption des Friedhofs, zu Grünstrukturen, dem Umgang mit historischer Substanz bis hin zur Gestaltung der einzelnen Grabstellen. Ob regionale Materialien eine Rolle in der Friedhofsgestaltung spielen, stehe ebenso auf dem Katalog wie das Thema, Baum- oder Urnenbestattungen behutsam in das Gesamtkonzept einzufügen.

 

“Wie oft haben wir eine wunderschöne Barockkirche und einen öden Friedhof mit nichtssagenden Grabsteinen, die allein schon durch Form, Farbe und Oberfläche fremd in unserer bayerischen Kulturlandschaft stehen”, sagte die Referentin. Schwere und weitausladende dunkle Grabsteine, vielleicht noch mit dunklen Grabplatten bedeckt, sollten für Angehörige, die nicht viel Zeit für die Grabpflege aufwenden könnten, entlasten. Doch ein “pflegeleichtes” Grab müsse nicht immer in einer Steinplatte enden. Es gebe Pflanzen, die für eine Dauerbepflanzung geeignet seien und deshalb sehr wenig Arbeitseinsatz in Anspruch nähmen, so Mühlbauer. Sie schafften den grünen Rahmen. Efeu, Immergrün, Sternmoos seien hier die geeigneten Pflanzen. Viele von ihnen hätten eine christliche Symbolik. Auflockern könne man diese Stätten mit einem Raum für Wechselbepflanzung, wobei diese nicht die Hälfte der Grabfläche überschreiten solle.

 

Zu den Einfassungen der Grabstellen schlug die Referentin vor, dass sie eine kaum wahrnehmbare Trennung im Gesamtraum Friedhof darstellen sollten. Auf Steineinfassungen solle verzichtet werden, weil diese stark trennend wirkten. Bei der Wahl des Grabsteins solle auch daran gedacht werden, dass vor Gott alle Menschen gleich seien und, dass der Friedhof Ausdruck der Gemeinschaft der Christen sei. So entstehe kein Wettbewerb um den größten und dominantesten Stein.

 

Auf den Menschen zugeschnitten

 

Wichtig sei, dass Grabmale von Form und Textgestaltung auf den Menschen, dem sie gewidmet sind, zugeschnitten seien. Grundsätzlich sollten Steine höher wie breit sein, um die Sehnsucht des Menschen nach einer Verbindung mit Gott im Himmel darzustellen. Helle Steine wirkten hoffnungsfroh.

 

Früher seien die Friedhöfe nah an der Kirche und Begräbnisstätten gewesen. Heute dienten diese, vor allem in den Städten, auch der Erholung. Egal, ob der Friedhof groß oder klein ist, auf Ruhebänke, eine Durchgrünung und Raumgestaltung müsse geachtet werden.

 

Was bewertet wird

 

Beim Wettbewerb, so Mühlbauer abschließend, würden bewertet: Lage und Erschließung, Gliederung des Friedhofes, funktionelle Sachen, Konzept (Satzung) und Grabgestaltung. Die Gestaltung des Friedhofs sei ein Zeichen für die Achtung des Glaubens und der christlichen Tradition. Es sei Aufgabe aller Grabbesitzer, die Friedhöfe würdig zu gestalten.

 

Caroline Stautner dankte Renate Mühlbauer für ihr Referat und überreichte ihr, auch namens der Vorsitzenden Irene Feiner, ein kleines Präsent. 

Text/Foto: Bucher