Dekanatstag

Dekan Richard Meier (Mitte) feierte den Abschlussgottesdienst mit den Priestern des Dekanats Cham.
Dekan Richard Meier (Mitte) feierte den Abschlussgottesdienst mit den Priestern des Dekanats Cham.

Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder aller Pfarrgemeinden des Dekanates Cham mit ihren Seelsorgern zum gemeinsamen Dekanats-Kapiteltag. In diesem Jahr war die Pfarrgemeinde Ast Gastgeber im Rahmen des Jubiläumsjahres.

Unter Orgelklängen, angeführt von den Ministranten, zogen die Priester und Diakone des Dekanats in die Kirche Mariä Himmelfahrt ein, um mit einem feierlichen Gottesdienst ihre Dekanatskonferenz zu beschließen. Dazu hatten sich viele Vertreter aus den Pfarreien eingefunden. Der Kirchenchor Ast gestaltete den Gottesdienst. Stadtpfarrer Wolfgang Häupl hieß die Gläubigen und die Geistlichen in der Pfarrei Ast willkommen, die heuer ihr 750-jähriges Kirchenjubiläum feiert. Dekan Richard Meier hieß alle Konzelebranten aus dem Dekanat, die Diakone, alle im liturgischen Dienst und die ehrenamtlich Wirkenden willkommen. Heute, so Meier, wolle man Gott in das Blickfeld nehmen. Wenn die Pfarrei Ast in diesem Jahr 750 Jahre feiere, so sei auch 750 Jahre Jesus der Mittelpunkt der Pfarrei.

“Hier stehe ich und kann nicht anders. Gott helfe mir.” Diesen Satz von Martin Luther stellte Martin Priller, der Regens des Priesterseminars St. Wolfgang in Regensburg, in den Mittelpunkt seiner Predigt. Der Satz stehe symbolisch für den Menschen der Neuzeit. An der Schwelle des Mittelalters stand der Ungehorsam.

Martin Luthers Satz stehe symbolisch für den Menschen der Neuzeit. Der Weg in die Freiheit sei geprägt gewesen von Autonomie und Ungehorsam. Luther habe aber mit diesem Satz sich und nicht Gott in den Mittelpunkt gestellt. Auch wie Petrus und Johannes seien die Apostel Freidenker gewesen, hätten aber immer den Gehorsam zu Gott zu ihrem Mittelpunkt gemacht.

Wir Christen, so der Geistliche, seien auf Jesus Christus getauft und hätten Anteil an seinem Sieg. Getaufte Christen müssten immer zuerst nach dem Willen Gottes fragen. “Mag sein, dass es uns schwer fällt, nicht immer alles selbst bestimmen zu können und selber festzulegen, was denn richtig und falsch wäre. Doch der Gehorsam Gott gegenüber sei der Weg der Christen, der letztendlich in die größere Freiheit führe.

Die Apostel hätten voll Freimut zu Gott gestanden. Freimut, sei eine Charaktereigenschaft der Apostel gewesen, ihre Meinung und Gesinnung zu Gott offen zu bekunden. “Möge auch uns der Freimut führen, das Evangelium zu leben und zu verkünden”, so, Priller.

 

Will keiner mehr Pfarrer werden?

Martin Piller (re.), der Leiter des Priesterseminars St. Wolfgang in Regensburg, gestand auch offen zu, dass die Missbrauchsfälle unter Priestern ein ungutes Licht auf den Pfarrerberuf werfen.
Martin Piller (re.), der Leiter des Priesterseminars St. Wolfgang in Regensburg, gestand auch offen zu, dass die Missbrauchsfälle unter Priestern ein ungutes Licht auf den Pfarrerberuf werfen.

“Wie kann man Priester für morgen ausbilden?” Über diese Frage sprach Martin Piller, der Leiter des Priesterseminars St. Wolfgang in Regensburg, bei einem Vortrag zum Kapiteljahrtag des Dekanats Cham im Pfarrheim in Ast. Der Referent verriet zu Beginn nichts Neues, indem er bestätigte, dass die Zahl der Priesterkandidaten stetig abnehme und auch die Zahl der Priester zurückgehe. Erste Maßnahmen des Priestermangels, so Priller, seien die Pfarreiengemeinschaften.


Die Missbrauchsfälle

Dekan Alfons Meier sagte vor diesem Hintergrund: “Für die Zukunft müssen wenige Priester, gut ausgerüstet und ausgebildet, Pfarrgemeinden übernehmen und seelsorgerisch führen.” Was kann man tun, um wieder mehr junge Männer für das Priesteramt zu gewinnen? Diese Frage gab der Dekan an Regens Martin Piller weiter.

Obwohl die Zahl der Priesterkandidaten immer geringer werde, (im Moment sind es 52), stehe das Bistum Regensburg vergleichsweise gut da, erklärte Priller. Natürlich herrsche ein ungutes Klima wegen der Missbrauchmeldungen gegenüber der Kirche in der Bevölkerung, und die Kandidaten müssten sich einiges anhören. Wichtig sei aber, dass in der Bevölkerung gut über die Priester gesprochen werde, und dass der Priesterberuf auch geschätzt werde. Wer sich für den Priesterberuf entscheidet, solle im Glauben gut gefestigt, kirchlich gut sozialisiert sein, die Abläufe der Kirche kennen und eine gute Zuwendung zu den Menschen haben.

Hat sich ein junger Mann entschlossen Priester zu werden, stehen drei Ausbildungsabschnitte vor ihm, so Priller. Abschnitt I, ein Jahr der Vorbereitung. Hier erfahre der Kandidat die Einführung ins geistliche Leben, erhalte gutes Grundwissen, mache erste Schritte im geistlichen Leben und könne eine mehrwöchige Bibelschule im Heiligen Land besuchen, um mit der Bibel vertraut zu werden.


Die Priester-Ausbildung

Anschließend beginnt die Studienphase. Sie dauert zehn Semester. In dieser Zeit lebt man im Priesterseminar. Etwa im dritten Jahr schließt sich ein Jahr außerhalb des Studienortes an. Es folgt die Pastorale Phase (einjährig), in der der Priesterkandidat als Praktikant oder Diakon seinen “Praxiseinsatz” hat. Abschluss ist die Magister-Prüfung in Theologie und dann die Priesterweihe, Kaplanszeit mit begleitender Seminarausbildung zur zweiten Dienstprüfung (menschliche Bildung, Kommunikation, Lebenskultur, spirituelle Form, theologisch-wissenschaftliche Ausbildung und pastorale Ausbildung).


Eine Frage der Lebensauffassung

Als großes Problem sah Priller die heutige Lebensauffassung. Die junge Generation, die sich jetzt auf den Weg zum Priesterberuf mache, ordne man wie alle jungen Menschen die in den 1980ern geboren wurden, der Generation Y zu. Diese sei geprägt von Individualismus. Job, Gehalt, Aufstieg - die Generation Y stelle alles in Frage. Jeder gehe seinen eigenen Weg. Nicht ums Geldverdienen, sondern um den “Spaß an der Arbeit” gehe es ihr.

Doch, so Piller, dieser Individualismus und Hedonismus widerspreche dem Gemeinsinn eines Priesters, weil gerade der Seelsorger Gemeinschaftssinn in seinem Beruf brauche. Pragmatismus, Lebenskultur, die neue Flexibilität seien Eigenschaften, mit denen wir arbeiten meinte Priller. 

Text/Foto: Bucher