St. Johannes der Täufer und St. Georg in  Untergrafenried

Die Hofmark Grafenried gehörte lange Zeit zur Pfarrgemeinde Waldmünchen, dann bis 1782 zur „Pfarrgemeinde“ Ast, von 1782-1786 zur Pfarrgemeinde Wassersuppen.

 

Im Jahre 1753 ließ die Baronin Anna Katharina Müller von Althammerthal und Fronhofen (vgl. Herzogau), anstelle der Schlosskapelle, die Kirche, den Pfarrhof und den Friedhof errichten. Aus den Dörfern Obergrafenried (Grafenried), Haselberg, Seeg, Anger wurde eine eigene Pfarrgemeinde Grafenried installiert, die bis 1946 bestand.

Infolge einer Grenzregulierung des Jahres 1764 kam Grafenried zu Böhmen, Untergrafenried zu Bayern. Es handelte sich damals um eine sog. „grüne Grenze“, d.h. der Grenzübertritt ging ohne große Formalitäten vonstatten.

Obwohl der Ort zur Pfarrei Waldmünchen bzw. Expositur Ast gehörte, orientierte sich das gesamte kirchliche Leben sicherlich wegen der unmittelbaren Nähe nach Grafenried. Sowohl der Religionsunterricht, als auch sämtliche seelsorgerisch kirchlichen Abläufe wurden in Grafenried absolviert. Selbst manche Verstorbene beerdigte man „drüben“.

Die Untergrafenrieder hatten in der St. Georgs-Pfarrkirche ein eigenes „Abteil“, die sog. Nebensakristei.

Pfarrer Michael Ring, Jg. 1862, war über 50 Jahre, von 1887 – 1937 Seelsorger in Grafenried, ihm folgte Pfarrer Josef Gerl von 1937 – 1946, der am 20. August 1946 mit mehreren Grafenriedern nach Spöck bei Karlsruhe „ausgesiedelt“ wurde.

 

Über Pfarrer Michael Ring gibt es viele Geschichten und Anekdoten. Eine besonders nette sei hier erwähnt:

Es war einmal eine Priesterkonferenz in Ronsberg. Der Herr Pfarrer von Stockau, ein Freund von Pfarrer Ring, war auch dabei. Bei einem gemütlichen Zusammensein sagte er in seinem tschechischen Akzent: “No Michl, predigst du immer noch ganze Stund‘ alle Sonntag. Ich predige nur Viertelstund. Wer sich nicht bekehrt auf Viertelstund, bekehrt sich auch nicht auf ganzes Stund. Auch ein Schäflein von dir hat sich letzlich verrennt bei mir zur Osterbeicht. Das war aber kein Schäflein mehr, das war schon a Hammel. Ed.Schn.

 

Josef Vogl schreibt in seinem Buch über Grafenried folgendes Gedicht:

"Traurig grüßt das Kirchlein vom Hang

zum Greifen nah und doch so fern

fast ist schon ein halbes Leben lang

daß dort verkündet wurde das Wort des Herrn.

Ein Gebet steigt in den Herzen auf

stille Gedanken wandern zu den Lieben

zu den Teuren, die vollendet ihren Lebenslauf

und in der Heimaterde ruhen dort drüben."


Der Kapellenbau

Für den Standort der Kapelle fand man den am besten geeigneten Platz. Diese etwas erhöhte Stelle, von alten Bäumen umsäumt, ist fast vom ganzen Dorf einsehbar. Außerdem ist die Glocke überall gut zu hören. Der Untergrund ist für ein Gotteshaus ideal, felsig, darauf haben die Untergrafenrieder gebaut.

Die erste Info-Versammlung fand am 18. Oktober 1979 im Gasthaus Meixensperger statt, es folgte die konstituierende Sitzung am 23. November 1979. Der Bau begann mit dem „Schnurgerüst“, es folgte der Rohbau, der mit der obligatorischen Hebefeier am 22. Mai 1980 abgeschlossen wurde. Im Februar 1981 wurde mit dem Ausbau begonnen. Den Abschluss beging man feierlich mit einer „Kapellenweihe“ an „Johanni 1981“. Das ganze Dorf war stolz auf sein Kirchlein. Dass sowohl Standort als auch planerische Durchbildung und Materialauswahl optimal waren, ergab sich durch eine Aussage eines „Fremden“, der meinte: „Schei habt`s es zam gricht, enga Kirchal“!

 

Der dreijochige Ziegelbau mit eingezogenem halbtetraetrischem Chor hat eine kassettierte Flachdecke. Als Dachhaut wurden handgespaltene Zedernschindeln gewählt. Der Dachreiter ist sechseckig, ebenfalls verschindelt, die Zwiebel mit Kupfer verblecht. Ursprünglich wählte man für die Fassadenfarbe das typische „Kirchengelb“, inzwischen ist der Bau in Rot getüncht. Die komplette Ausstattung ist in Lärchenholz gehalten, der Fußboden besteht aus diagonal verlegtem Ziegelpflaster. Die Rundbogenfenster aus Metall sind mit mundgeblasenem Antikglas geschlossen. Die Orgel und die Figuren sind eine Spende von Pfarrer Gerl, seiner Haushälterin und den ehemaligen Grafenriedern. An dieser Stelle muss das außerordentliche Engagement der Bevölkerung hervorgehoben werden. Ohne die enorme Eigenleistung hätte man die Kapelle um diesen Preis nicht vollenden können. Respekt!

 

Der Kapellenbauverein Untergrafenried e. V.

Die konstituierende Sitzung des Kapellenbauvereins Untergrafenried e.V. war am 23. November 1979. Gründungsvorstände waren Josef Meixensperger und Raimund Arnold als Pfarrer von Ast. Die Aufgabe des Kapellenbauvereins ist seither die Unterhaltung und Instandhaltung der Kapelle.