Stets Mitmenschen im Blick

Seit 1965 ist BGR Raimund Arnold Pfarrer in Ast. 2011 verlieh ihm die Stadt Waldmünchen die Ehrenbürgerwürde.
Seit 1965 ist BGR Raimund Arnold Pfarrer in Ast. 2011 verlieh ihm die Stadt Waldmünchen die Ehrenbürgerwürde.

Bischöflich Geistlicher Rat (BGR) Raimund Arnold ist kein Politiker wie die meisten anderen Ehrenbürger, dennoch ist der Aster Pfarrer ein politischer Mensch. Sein Temperament, sein Durchhaltevermögen, seine Kreativität und vor allem sein Gespür dafür, was Menschen zum Zusammenleben brauchen, machen ihn nicht nur zu einem großartigen Seelsorger, sondern auch zu einem besonderen Menschen dieser Zeit.

Mit der Ernennung zum Ehrenbürger 2011 sprach ihm der Stadtrat im Namen der gesamten Gemeinde Dank und Anerkennung für seine Lebensleistung, die weit über die Pflicht eines Pfarrers hinausgeht, aus. „Er ist ein Vorbild in einer Zeit, in der viele nur noch das Ich interessiert, ein Vorbild vor allem für junge Menschen“, sagte Bürgermeister Markus Ackermann damals in seiner Laudatio.

Seit über 60 Jahren verkündet Arnold nicht nur das Wort Gottes, sondern lebt auch mit den Menschen, denen er verkündet. So ist er Vorbild, Lebensberater, Freund, Weggefährte und vieles mehr. 35 Jahre lang unterrichtete er Berufsschüler in Religion. Dabei war er jungen Menschen Vorbild, bereitete sie auf das Leben vor, hörte ihnen zu, gab Anstöße und forderte sie heraus. Wenn er sie für die Arbeit in der Gesellschaft, im Verein und in der Kirche gewann, dann baute er ihnen Wege ins Leben. „Er hat unsere Kinder mit erzogen“, bringt es eine Mutter auf den Punkt.

Pfarrer Raimund Arnold erblickte am 3. Juli 1929 in Weiden das Licht der Welt.

Seit 1965 ist er Pfarrer in Ast.

Bereits 2001 wurde ihm die Bürgermedaille verliehen und

seit 13. Dezember 2011 ist der Geistliche Ehrenbürger der Stadt Waldmünchen.

 

Er gestaltet Gesellschaft

Großen Wert legt Pfarrer Arnold auf Organisationen wie KDFB, KLB, Marianische Männerkongregation, Altenclub, Mutter-Kind-Gruppe und Religionspädagogisches Team in seiner Pfarrgemeinde. Er bindet Menschen ein und setzt auf Laienarbeit – mit Gespür dafür, die Verantwortung in die richtigen Hände zu legen. So gestaltet er die Gesellschaft.

 

Pfarrer Raimund Arnold ist aber auch ein politischer Mensch. Scharfsinnig könne er „Blödsinn“ von Zukunftsarbeit unterscheiden, mit klaren Worten seinen Standpunkt darlegen und Menschen dafür gewinnen, bescheinigte ihm Ackermann bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde. „Wo es sein muss“, habe sich der Aster Pfarrer in die Politik eingemischt, sei Mandatsträgern Ratgeber und Gesprächspartner gewesen und habe – nicht ohne gewisse Schlitzohrigkeit und Hartnäckigkeit – die Finanzierung so mancher Baumaßnahme erarbeitet.

 

Bestens bekannt ist der Pfarrer von Ast für die guten Kontakte, die er zu weltlichen Vereinen pflegt. Er bindet sie ins laufende Kirchenjahr mit ein und begleitet ihre Feste mit dem kirchlichen Segen. Das freut auch die Verantwortlichen der Vereine.

 

Karitativ und sozial

Arnold sieht die Vereine nicht als Konkurrenz zur Kirche, sondern als Teil des gesellschaftlichen Lebens. So ist der Geistliche auch weit über seine Pfarrgemeinde hinaus beliebt und geachtet.

 

Seine karitative und soziale Lebenseinstellung zeigte sich im Laufe der Zeit immer wieder. So gründete er – für einen Pfarrer durchaus ungewöhnlich – eine Dorfhelferinnenstation und war über 20 Jahre Mitglied des Dorthelferinnenausschusses. Darüber hinaus war er fünf Jahre als Altenheim-Seelsorger und zehn Jahre als Seelsorger für die Gehörlosen im Landkreis tätig.

 

Im Alter von 82 Jahren pflegte er seine Weggefährtin und Haushälterin Berta Bürgmann in ihrer Krankheit fürsorglich und begleitete sie bis zu ihrem Tod. Auch das zeige „die Echtheit und die Tiefe des menschlichen Potenzials“ von Raimund Arnold, sagte Ackermann bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde.

 

Ast treu verbunden

Seit 2014 ist Pfarrer Raimund Arnold offiziell im Ruhestand; trotzdem ist er weiterhin im Amt. Die Verwaltungsarbeit wird zwar in Waldmünchen erledigt, dennoch gibt es für den Geistlichen immer etwas zu tun: zum Beispiel Archivpflege oder Gottesdienste vorbereiten.

 

Dass Arnold seit 1965 als Seelsorger in Ast – seiner ersten und einzigen Pfarrstelle – wirkt, ist außergewöhnlich. Normalerweise wechseln katholische Priester nach zehn bis 13 Jahren ihre Pfarrstelle. Ebenso ist geregelt, dass ein katholischer Pfarrer mit Eintritt in den Ruhestand seine Pfarrei verlassen sollten. Aber auch hier ist Arnold eine Ausnahme: Er durfte in Ast bleiben, wo er seinen Lebensabend verbringt. So will er für „seine“ Pfarrei tätig sein „bis er umfällt“, wie er selber sagt. Ein weiterer Beweis dafür, dass er sein Leben immer an den Bedürfnissen der Gesellschaft und seiner Mitmenschen ausgerichtet hat und dies bis heute tut.

Chamer Zeitung, 11.01.2023

Foto: Bucher