An diesem Sonntag endet in der Pfarrei St. Stephan eine Ära: Pastoralreferent Martin Kowalski geht in den Vorruhestand. 31 Jahre stand er in Diensten der Pfarrei, übernahm vom Religionsunterricht über die Organisation von Brautleutetagen und Exerzitien im Alltag bis hin zur Leitung von Wortgottesdiensten die vielfältigsten Aufgaben. Besonders am Herzen lagen ihm dabei die Kinder und Jugendlichen – Firmvorbereitung, Kinderbibelwoche, Kinderkirche, Ministranten, KLJB und vieles mehr, die Arbeit mit ihnen bildete den Schwerpunkt seiner Tätigkeit.
Schon in jungen Jahren engagierte sich der gebürtige Waldmünchner in seiner Heimatpfarrei. Er war Ministrant, Oberministrant, Gruppenleiter und später Pfarrgemeinderat. Nach dem Abitur am Robert-Schuman-Gymnasium in Cham und dem Wehrdienst wollte er eigentlich Berufsschullehrer werden, merkte aber schnell, dass dieses Studium doch nicht passte. Ein Orientierungsjahr in Bamberg brachte ihn auf den richtigen Weg. In dieser Zeit lernte er über einen Mitstudenten die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) kennen und erfuhr von der Möglichkeit, Diplom-Theologie zu studieren ohne Priester zu werden, sondern einen pastoralen Beruf zu ergreifen. Da es ihn schon immer zur Theologie zog, wechselte Kowalski von Sozialpädagogik und Deutsch für Berufsschule zum Voll-Theologiestudium – „faktisch die berufliche Fortführung meiner früheren ehrenamtlichen Tätigkeit in St. Stephan“, wie er sagt.
1988 hatte er seinen Abschluss als Diplom-Theologe in der Tasche. Im selben Jahr heiratete er seine Frau Marianne. Bis 1990 war Kowalski Religionslehrer an der Berufsschule Waldmünchen und Furth im Wald, anschließend drei Jahre Präfekt am Studienseminar der Augustiner in Weiden. „Ich war für die Internatsschüler Ersatzvater, Nachhilfelehrer, Betreuer und Freizeitgestalter“, erinnert sich Kowalski an diese Zeit.
„Gerne und mit Herzblut“
Dass er schließlich auch seine berufliche Heimat in Waldmünchen fand, ist dem damaligen Stadtpfarrer Ludwig Bumes zu verdanken. Der brauchte für den Religionsunterricht an der Hauptschule einen Lehrer. Da die zwölf Stunden Unterricht dem frischgebackenen Familienvater aber nicht reichten, stockte Bumes auf – die restlichen Stunden sollte Kowalski als Pastoralreferent für die Pfarrgemeinde arbeiten. 1993 begann diese „Pionierarbeit“, die Kowalski seitdem ausübt – „gerne und mit viel Herzblut“.
Denkt er an die vergangenen 31 Jahre zurück, dann fallen dem Fast-Ruheständler viele schöne Momente ein, bei denen der „Funke übergesprungen ist“. Die gute Resonanz bei Brautleutetagen und Ehevorbereitungsseminaren oder die positiven Rückmeldungen bei Bibelkreisen und Exerzitien – „das hat mich bestärkt und ich konnte selbst immer etwas für mich mitnehmen“. Ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit überkommt ihn auch, wenn er an die begeisterten Kinder bei den Kinderbibelwochen und Kindergottesdiensten denkt. Das Gleiche gilt für die zahlreichen Unternehmungen mit den Jugendlichen der KLJB und den Ministranten. Diese wurden beim Ministrantenfußballturnier einmal sogar bayerischer Meister. Die Teilnahme am Weltjugendtag in Köln zum Beispiel ist einer der, wenn nicht gar der Höhepunkt seiner Tätigkeit als Pastoralreferent.
Jugendliche beim Selbstständig- und Erwachsenwerden, beim Lernen von Verantwortung zu begleiten, sei stets sein Ziel gewesen, sagt der „Berufsjugendliche“, wie er sich selbst bezeichnet. „Herausfordernd und anstrengend, aber eine der schönsten seelsorglichen Aufgaben“, beschreibt Kowalski diese Arbeit. Was ihn im Rückblick besonders freut und auch ein bisschen stolz macht: Dass viele seiner früheren KLJBler und Ministranten als Erwachsene Verantwortung übernommen haben, in Vereinen, im Stadtrat und anderen Bereichen und noch immer Verbindung zu den aktuellen Jugendlichen und der Pfarrei halten.
Hobby zum Beruf gemacht
So fällt Kowalskis Fazit am Ende seines Berufslebens durchweg positiv aus: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht; das Beste, was einem passieren kann.“ Dennoch gab es auch weniger schöne Momente, schlechte Erfahrungen. Der 63-Jährige meint damit unter anderem seine Anfänge als junger Religionslehrer – „schwierige Schüler“ und der Praxisschock nach einer allzu theoretischen Ausbildung – da habe er sich oft hilflos gefühlt. Mittlerweile sei das längst anders. Auch die Corona-Zeit mit nahezu leeren Kirchen als negativer Begleiterscheinung sei herausfordernd gewesen.
Doch egal wie dick es auch kam, mit Gottes Hilfe habe er es irgendwie geschafft, die Herausforderungen zu meistern, ohne kaputtzugehen: „Der Herrgott hat mir oft Kraft zukommen lassen, wo ich schon am Ende war.“ Eine Erfahrung, die er mehrmals in seinem Leben gemacht hat, zum Beispiel bei der Pflege von Schwiegereltern und Eltern bei gleichzeitiger Betreuung kleiner Kinder – Martin und Marianne Kowalski haben zwei Söhne – und beruflicher Herausforderungen. Da sei er mehrmals an seine existenziellen Grenzen gekommen, habe aber erfahren: Gott ist treu. Diese Bibelstelle – „Gott ist treu. Er wird nicht zulassen, dass ihr in Prüfungen des Lebens über eure Kräfte hinaus versucht (überfordert) werdet . . .“ – hat ihn fast sein ganzes Berufsleben lang begleitet, sagt Kowalski.
Stichwort Glaube: Ein Schlüsselerlebnis habe es in seinem Leben nicht gegeben, auch keine großen Glaubenserkenntnisse. Doch immer wieder habe er gespürt, „dass da eine höhere Macht ihre Hände mit im Spiel hat.“ Beinahe-Unfälle, überraschende Wendungen, die außerhalb seiner Kontrolle und Macht lagen – beispielsweise eine gerade noch bestandene Prüfung – diese „Schutzengel-Erfahrungen“ habe er immer wieder gemacht. Die Partnerin fürs Leben gefunden zu haben – schon im Alter von 18 beziehungsweise 15 Jahren lernten sich Martin Kowalski und seine Frau Marianne kennen – auch das ist für ihn eine Fügung.
„Auch mal nichts tun“
Mit dem Eintritt in den Vorruhestand beginnt für den 63-Jährigen nun ein neuer Lebensabschnitt. Bei der Frage, worauf er sich am meisten freut, muss er nicht lange überlegen: „Nicht mehr so getrieben zu sein und auch mal nichts tun.“ Außerdem hofft er, handwerkliche Arbeiten am Haus ohne Unterbrechungen zu Ende bringen zu können und das eine oder andere Buch zu lesen. Dafür dürfte er in den nächsten Wochen aber nicht allzu viel Zeit finden, denn als Assistent von Regisseurin Yvonne Brosch ist Martin Kowalski beim Trenckspiel stark gefordert. Obwohl er als Pastoralreferent aufhört, ist das kein Abschied – „ich wohne und lebe mit meiner Familie weiterhin hier“, versichert der 63-Jährige. Seiner Heimatpfarrei St. Stephan bleibt er ebenfalls erhalten, zumindest als Ehrenamtlicher: ganz sicher als Pfarrgemeinderat und organisatorischer Leiter des Chors Cantamo.
Theresa Glaser übernimmt
Aus allem anderen zieht er sich zurück. Es sei an der Zeit, „dass jemand anderer mit neuen Ideen, frischem Wind und anderem Stil die Pfarrei bereichert.“ Vieles werde sich ändern und Neues entwickeln. Der scheidende Pastoralreferent denkt dabei vor allem an die Gründung der neuen Großpfarrei Waldmünchen-Ast mit Geigant, Tiefenbach und Treffelstein unter der Leitung von Pfarrer Albert Hölzl. Dieser Umbruch – auch Stadtpfarrer Wolfgang Häupl geht im September in den Ruhestand – sei für ihn ein guter Zeitpunkt, nun aus dem Berufsleben auszuscheiden, sagt Kowalski.
Er freut sich, dass mit Theresa Glaser aus Schönsee bereits eine Nachfolgerin gefunden wurde. Als neue Gemeindereferentin ist sie ab September für die vielfältigen Aufgaben – nicht nur in der Pfarreiengemeinschaft Waldmünchen-Ast, sondern in dem dann großen Pfarrverband – zuständig. Derzeit ist Glaser noch in der Pfarreiengemeinschaft Vohenstrauß-Böhmischbruck tätig. Für die neue Aufgabe wünscht Kowalski seiner Nachfolgerin „von ganzem Herzen Mut, Kraft, Gelassenheit und die Sicherheit, dass sie nicht alles selbst machen muss und kann, sondern vieles in andere Hände legen kann.“
Chamer Zeitung, 28.06.2024
Foto: Alexandra Brückl