Gläubige der fünf Pfarreien feiern die Amtseinführung des Seelsorgeteams des Pfarrverbands Waldmünchen-Tiefenbach und die Installation ihres Pfarrers Albert Hölzl.
Das hat Waldmünchen schon lange nicht mehr gesehen!
Die „Installation“ von Albert Hölzl als Pfarrer des erst am 1. September 2024 neu gegründeten Pfarrverbandes Waldmünchen-Tiefenbach, zu dem auch Ast, Geigant und Treffelstein nebst Biberbach und Herzogau-Unterhütte gehören, war am Sonntag ein kirchliches Erlebnis der besonderen Art, an das alle noch lange zurückdenken werden. Die Kirche versteht zu feiern, obwohl der Anlass eigentlich ein trauriger ist, müssen sich die fünf nun zusammengehörenden Pfarreien doch ab sofort einen Pfarrer, einen Pfarrvikar und eine Gemeindereferentin teilen. Trotzdem war von Traurigkeit nichts zu spüren, im Gegenteil: Es schwang viel Aufbruchstimmung mit und jeder spürte den guten Geist, der bei herrlichem Frühherbstwetter durch die Kirche, die Stadt und durch das ganze Umland wehte.
Angeführt von der TV-Musikkapelle, verstärkt durch Mitglieder der Blaskapelle Döfering, bewegte sich ein imposanter Kirchenzug mit den Fahnenabordnungen der kirchlichen Vereine, mit den Ministranten, Priestern, Diakonen und pastoralen Mitarbeitern aus den benachbarten Pfarreien vom Gaubaldhaus zum Gotteshaus St. Stephan. Vor dem Kirchenportal begrüßten die Pfarrgemeinderatssprecher Thomas Wabrowetz, Christiane Busch, Monika Lindinger und Karin Wallner Dekan Ralf Heidenreich aus Wald-Zell, den neuen Pfarrer Albert Hölzl und sein Seelsorgeteam bestehend aus Pfarrvikar Pater Anish Jacob und Gemeindereferentin Theresa Glaser. Mit diesem symbolischen Akt und der Öffnung des Kirchenportals durch Pfarrer Hölzl wurde deutlich gemacht, dass der Dekan im Namen von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die versammelte Gemeinde dem neuen Seelsorger und seinem Team anvertraut.
Stimmgewaltiger Chor
Festliche Instrumentalmusik und stimmgewaltiger Chorgesang von mehr als 80 Sängerinnen und Sängern der eigens zu diesem Anlass vereinigten Kirchenchöre des Pfarrverbandes empfingen anschließend die in das voll besetzte Gotteshaus Einziehenden. Beeindruckend wirkten die besonderen liturgischen Abläufe einer solchen Amtseinführung. Dekan Heidenreich übergab dabei feierlich das Evangeliar an Pfarrer Hölzl und nahm ihm wie schon bei der Priesterweihe sein Amts- und Gehorsamsversprechen ab. Er führte den neuen Pfarrer zu den liturgischen Funktionsorten Ambo als Ort der Verkündigung des Evangeliums, Altar als Ort der Eucharistiefeier und Priestersitz als Symbol für den Vorsitz im Gottesdienst und als Vorsteher der Gemeinde.
Anschließend nahm der Dekan die offizielle Amtsübergabe an das neue Seelsorgeteam vor und alle anwesenden Priester, Diakone, pastorale Mitarbeiter sowie die Vertreter der pfarrlichen Gremien des gesamten Pfarrverbandes machten öffentlich in einer herzlichen Umarmung oder einem einfachen Handschlag ihre Gemeinschaft mit dem neuen Pastoralteam deutlich. Einfühlsam trug anschließend Solistin Elisabeth Bemerl das Lied „Liebe ist von Gott gegeben“ nach der Melodie „The Rose“ vor.
In seiner frei vorgetragenen Predigt erinnerte sich Dekan Ralf Heidenreich an das bei den Landwirtsfamilien ziemlich unbeliebte „Steine klauben auf dem Feld“. Trotzdem sei diese mühselige Arbeit die Grundlage für dringend benötigtes Baumaterial gewesen. Mit einfachen Feldsteinen wurden früher Häuser, Brücken und deren Mauern und Fundamente gebaut, so der Dekan. In der Lesung fordere der Apostel Petrus die Gemeindeglieder auf: „Lasst euch zu einem Haus aus lebendigen Steinen aufbauen!“ Heidenreich deutete dies hinein in die Jetzt-Zeit, in der „wir uns aufbauen sollen zu einem göttlichen Gebäude, in dem Gottes Geist erfahrbar wird.“ Dabei seien alle „Steine“ wichtig, große und kleine, eckige und runde, auch die scheinbar weniger brauchbaren. „Wir alle werden von Jesus gesucht und gebraucht!“, rief der Dekan den Mitfeiernden zu. Alle sollten sich einbringen mit ihren Talenten und Fähigkeiten, Neues wagen, Gutes bewirken und dabei Jesus Christus als Mitte und „Hauptstein“ nicht vergessen. Diesem Jesus dürfe man vertrauen, dass er alles zu einem guten Ende bringe. Dem neuen Pfarrer gab er mit auf den Weg, seine Fähigkeiten einzusetzen, „etwas Konstruktives“ aus dem neuen Pfarreienkonstrukt zu machen! Und dem ganzen Team wünschte er „Kraft und segensreiche Arbeit zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen“.
In seinem Grußwort stellte sich Landrat Franz Löffler die Frage: „Wie schafft er das – fünf Pfarreien und Nebenkirchen – und woher kommt diese Entwicklung?“. Die Antwort gab sich Löffler und den Anwesenden selbst: Er stelle eine Werteverschiebung fest hin zu weniger Kirchenbesuch und immer mehr Kirchenaustritten. Dabei brauche eine stabile Gesellschaft die Kirche als Wertekompass. Diesen müsse jeder selbst wieder neu ausrichten und sein Wertefundament auf den Prüfstand stellen. Auch im Namen der im Gottesdienst anwesenden Wahlkreisabgeordneten MdB Martina Engelhardt-Kopf zollte er dem neuen Seelsorgeteam einen „Riesen-Respekt“ und wünschte Kraft und gutes Gelingen für diese Mammutaufgabe.
„Die Chance nutzen“
Bürgermeister Markus Ackermann rief zu einer „positiven Sichtweise“ auf und dazu, die Chancen, die sich durch eine derartige Veränderung böten, auch zu nutzen. Er lobte, dass alle drei Seelsorger nah dran an den Menschen seien und interessante Gottesdienste mit guten Predigten bereicherten. Die politischen Gemeinden im Pfarrverband würden die Belange der Kirche weiterhin wohlwollend begleiten und unterstützen, versicherte Ackermann auch im Namen seiner Bürgermeisterkollegen. Kirchenpfleger Walter Urban sprach stellvertretend für alle Kirchenstiftungen und Pfarrgemeinderäte dem Seelsorgeteam „Glück, Tatkraft und Freude“ zu und versicherte eine zukünftige konstruktive Zusammenarbeit.
In seinem launigen Schlusswort versprach Pfarrer Albert Hölzl, dass er und sein Seelsorgeteam „alles tun werden, um diese Mammutaufgabe zu meistern“. Allerdings brauche es dazu die tätige Mithilfe aller Pfarrangehörigen. Zum Schluss bedankte sich Hölzl noch bei allen, die zum Gelingen dieses besonderen Gottesdienstes und Festes beigetragen haben, besonders bei den „vereinigten Kirchenchören“ mit ihren jeweiligen Chorleitern für die wundervolle musikalische Umrahmung des Gottesdienstes, dem Bläserensemble, den Ministranten, den befreundeten und benachbarten Priestern und pastoralen Mitarbeitern, den Kirchenschmückerinnen sowie allen fleißigen Köchen und Kuchenbäckerinnen, die im Gaubaldhaus für den anschließenden Empfang ein kaltes Büfett gezaubert hatten.
Empfang im Gaubaldhaus
Den Schlussakkord setzte Günter Salzberger mit dem auf der Mundharmonika dargebotenen Lied „Jesus bleibet in meiner Freude“, bevor das gewaltig von allen gesungene „Großer Gott, wir loben dich“ erklang und alle zum anschließenden Empfang und Abend der Begegnung ins Gaubaldhaus eingeladen waren. Dort angekommen „tanzte“ der neue Pfarrer sichtlich erleichtert in den Saal und das Seelsorgeteam durfte sich über viele Glückwünsche, nette Gespräche und freundschaftlich-wohlwollende Begegnungen freuen.
Text und Fotos: Kowalski